Das Europäische Gartennetzwerk

01.01.2008 Udo Woltering

Das Europäische Gartennetzwerk (EGHN) ist 2003 aus einer Kooperation von zunächst 11 Partnern, ab 2006 von 16 Partnern aus dem nord-westeuropäischen Raum entstanden, die sich im Rahmen eines EU-geförderten Projektes das Ziel gesetzt haben, die Bedeutung von Parks und Gärten für ihre Region deutlich zu machen.
Abb. 1: Gärten der kulturellen Ereignisse in Ostwestfalen-Lippe (OWL) (Quelle: www.eghn.eu)

Die Partner aus England, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und aus Nordrhein-Westfalen wollen zeigen, welche Chancen für die regionale Identität innerhalb Europas in der Gartenkunst ruhen. Dies beinhaltet die stärkere Inwertsetzung der Gärten und Parks für nachhaltige regionale und lokale Entwicklungskonzepte sowie die Unterstützung bei der Instandsetzung und dem Erhalt. Im internationalen Austausch werden Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen entwickelt und umgesetzt. Gemeinsam wirken die Partner darauf hin, ihre überwiegend historischen Park- und Gartenlandschaften vorteilhafter zu vermarkten und mehr Menschen für sie zu begeistern. Hierzu haben sie innovative Maßnahmen und Projekte eingeleitet und die Ergebnisse ausgetauscht.

Möglich wurde das Europäische Gartennetzwerk nur durch die finanzielle Unterstützung des europäischen Programms INTERREG IIIb NWE.

Ein wesentlicher Baustein des Projektes sind die neun Regionen mit insgesamt über 100 Parks und Gärten. Diese Partnerregionen liegen u. a. in Frankreich an der Loire, in England in der hügeligen Landschaft von Cheshire, in Somerset und Surrey, in Westflandern (Belgien) und in der niederländischen Provinz Limburg oder im Rheinland, im Ruhrgebiet, im Münsterland sowie in Ostwestfalen-Lippe (OWL). Ausgewählt wurden die Gärten unter strengen Kriterien wie Zugänglichkeit, historischer Zeugniswert, heutiger Zustand, gestalterische Aussage und touristische Infrastruktur. Nicht immer wurden nur die größten Anlagen ins EGHN aufgenommen, sondern auch kleinere, die besonders typisch für die Region sind.

Abb. 2: Landschaftspark Wendlinghausen, Gemeinde Dörentrup (Foto: H. Gerbaulet)

In OWL (Abb. 1) gehören die Parkanlagen in Bad Driburg, der Landschaftspark in Rheder, Kloster Dalheim, der Schlosspark Wendlinghausen (Abb. 2) und der Gutspark Böckel zu der regionalen Route, die unter dem Obertitel "Gärten der kulturellen Ereignisse" steht. In diesen Gärten finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen wie das Literatur- und Musikfestival "Wege durch das Land" statt. Teilweise sind Rauminszenierungen der Kunsthalle Bielefeld zu sehen.

Im Münsterland (Abb. 3) beeindruckt die Gartenregion unter dem Motto "Gärten in der Münsterländer Park- und Schlosslandschaft" mit dem Schlosspark Nordkirchen (Abb. 4), den Gärten am Haus Wellbergen, die Schlosslandschaft Anholt, der historische Tiergarten Schloss Raesfeld und der Schlossgarten Hovestadt. Im Vordergrund stehen hier die Gärten an den Wasserschlössern des Münsterlandes, die teilweise weit in die umgebende Kulturlandschaft hinaus greifen.

Neben den jeweiligen Gartenregionen mit ihrer spezifischen Eigenart wurden mittels der Themengärten, zu denen ca. 120 Gärten und Parks zählen, das europäisch Verbindende in der Gartenkunst herausgestellt. Die europäischen Themengärten wurden nach vier Schwerpunkten zusammengestellt:

Abb. 3: Gärten der Münsterländer Park- und Schlosslandschaft (Quelle: www.eghn.eu)

"Geschichte der Gartenkunst" (Schloss und Auenpark Neuhaus, Paderborn, Schlossgarten Rheda mit Flora Westfalica, Stadtpark/Botanischer Garten Gütersloh (Abb. 5), Bagno in Steinfurt),

"Gärten berühmter Personen" (Kurpark Bad Driburg, Schloss Hülshoff und Haus Rüschhaus bei Münster),

"Fruchtbare Gärten" (die Kurparke in Bad Oeynhausen und Bad Salzuflen, der Kreislehrgarten Steinfurt und der Botanische Garten Münster) und

"Zeitgenössische Gärten" (Vier-Jahreszeiten-Park Oelde).

Weitere Schwerpunkte des Projektes waren die Jugend- und Bildungsarbeit (z. B. Erarbeitung von Hilfsmitteln zur Wissensvermittlung, Jugendcamps), Konzepte zur besseren Erreichbarkeit von Gärten für Menschen mit Behinderung sowie die Entwicklung von Informations- und Leitsystemen für Parks und Gärten.

Abb. 4: Venusinsel auf der neobarocken Schlossanlage Nordkirchen (Foto: H. Kalle)

Neben vielen fachlichen Gutachten und Hilfestellungen für die Gartenbesitzer ist als wichtigstes Produkt für die Öffentlichkeit die Internetseite www.eghn.eu entstanden. Hier sind alle ausgewählten EGHN-Gärten umfangreich beschrieben und mit Bildern illustriert. Auf dieser Grundlage können individuelle Gartenrouten durch die Regionen entwickelt sowie die jeweils wichtigen Informationen zur Geschichte, und auch zu Öffnungszeiten etc. der Gärten und Parks abgerufen werden.

Broschüren beschreiben auf englisch, französisch und deutsch die vier Routen in NRW - davon zwei in Westfalen (Münsterland und OWL). Sie können gegen Portokosten über das Internet (info@eghn.eu) bestellt werden.

Abb. 5: Blumengarten im Botanischen Garten Gütersloh (Foto: H. Gerbaulet)

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) beschäftigt sich schon seit langen Jahren mit der Gartenkunst in Westfalen (s. Beitrag Woltering). Das LWL-Amt für Denkmalpflege berät die Kommunen bei der Unterschutzstellung der denkmalwerten Gärten und unterstützt die Eigentümer bei der Instandsetzung ihrer Anlagen. Das LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur erfasst seit über zehn Jahren systematisch die Gartenkunst in Westfalen und dokumentiert die Anlagen in Buchveröffentlichungen und auf der Internetseite
www.gaerten-in-westfalen.de.

Auf dieser Grundlage hat der LWL, neben dem Ministerium für Bauen und Verkehr NRW und weiteren Partnern, den NRW-Eigenanteil für das EGHN mitfinanziert. Außerdem hat das LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen die Koordination des EGHN für das Münsterland und Ostwestfalen-Lippe übernommen und die beiden regionalen Routen sowie die der europäischen Themengärten bearbeitet.

Auch nach Ende der EU-Förderung wird sich der Landschaftsverband für den Erhalt und die Entwicklung des gartenkulturellen Erbes in Westfalen-Lippe einsetzen und das Begonnene fortführen.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2008