weiterer Autor: Christian Krajewski
Einkaufsstadt Olpe – Nutzungsstrukturen und Entwicklungstendenzen
Inhalt
Starke Stellung im regionalen Kontext
Einzelhandelsstrukturen in der Innenstadt
Entgegen der Tendenz vieler deutscher Mittelstädte, bei denen eine Verödung der Zentren im Zuge steigender Anteile von Geschäften mit sog. Billigsortiment sowie verstärkte Ansiedlungsmaßnahmen "auf der grünen Wiese" zu verzeichnen sind (s. Beitrag Krajewski/Schulte), hat sich die Innenstadt Olpes bis heute als Zentrum des Einzelhandels behaupten können. In der historischen Kernstadt sowie der unteren Stadt, welche die Innenstadt bilden, konzentrieren sich die zentralörtlichen Funktionen der öffentlichen Verwaltung, der Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungen (vgl. Weber u. Krajewski 1998, S. 129). Zur Attraktivität Olpes als Einzelhandelsstandort trägt eine recht breite Branchenstruktur bei, die vor allem von Geschäften aus dem Bekleidungsbereich dominiert wird (Abb. 1): Fast jedes dritte Geschäft in der Innenstadt ist dieser Branche zuzuordnen (vgl. Foerster 2009, S. 43ff.). Ein hoher Anteil inhabergeführter Geschäfte und das Vorhandensein differenzierter Preissegmente tragen hier einerseits zur Attraktivität bei, auf der anderen Seite zeigt sich jedoch ein deutlicher Angebotstrend zur Mode für Damen mittleren Alters. Männer und Jugendliche werden hier vergleichsweise wenig angesprochen. Entsprechend der großen Anzahl der Modegeschäfte hat auch die Warengruppe des mittelfristigen Bedarfs den mit Abstand höchsten Anteil am Gesamtsortiment in der Innenstadt. Neben den Modegeschäften prägen vor allem Geschäfte mit einem Warenangebot für den kurzfristen Bedarf die Olper Innenstadt. Lebens- und Genussmittel machen 30% des gesamten Einzelhandels aus. Die Warengruppe des langfristigen Bedarfs (z. B. Uhren, Schmuck, Foto, Optik) ist mit 21% Gesamtanteil am schwächsten vertreten, im Vergleich zu anderen Mittelzentren in Deutschland jedoch noch recht häufig anzutreffen (vgl. Jenne 2006).
Als Defizit in der Branchenstruktur der Olper Innenstadt ist insbesondere die Unterhaltungselektronik zu charakterisieren. Bemühungen, einen entsprechenden Filialisten in Olpe zu etablieren, haben in der jüngeren Vergangenheit zwar stattgefunden, sind jedoch bisher gescheitert. Ähnliches gilt für Filialen größerer Bekleidungsketten, die vornehmlich ein junges Publikum ansprechen. Durch derartige und andere Defizite verzeichnet Olpe einen Nachfrageverlust zugunsten räumlich benachbarter und über die A 4 und A 45 gut erreichbarer Oberzentren wie Siegen, Köln oder Dortmund.
Neuentwicklung Bahnhofsbereich
Ausblick
Die in der Vergangenheit durchgeführten Maßnahmen, welche die Innenstadt Olpes als Zentrum sowohl für den Einzelhandel als auch für Dienstleistungen erhalten und stärken sollten, zeigen heute ihre positiven Folgen: Eine Verödung der Innenstadt, wie sie für viele deutsche Mittelstädte prognostiziert wird, hat in Olpe bisher nicht stattgefunden. Ein geringer Filialisierungsgrad, eine recht breite Sortimentsstruktur sowie eine niedrige Leerstandsquote zeichnen ein weitgehend gesundes Bild der Einzelhandelslandschaft in der Innenstadt. Gleichwohl sind nach wie vor Defizite festzustellen; ob diese mit der Neuerschließung des Bahnhofsareals gedeckt werden könnten, wird in Zukunft zu überprüfen sein. Gerade vor dem Hintergrund der Lage Olpes im ländlichen Raum und den damit verbundenen Mobilitätszwängen der Bevölkerung sind Einzelhandelsanalysen wichtig, um Defizite zu erkennen und möglichst zu beseitigen, so dass mit einer funktionierenden und lebendigen Innenstadt ein Zentrum für Einzelhandel und Dienstleistungen erhalten und nachhaltig gesichert werden kann. Festzustellen bleibt, dass Olpe in Konkurrenz zu den benachbarten Mittelzentren in der Region eine sehr starke Stellung im Bereich des Einzelhandels einnimmt und versuchen wird, diese auch in der Zukunft zu behaupten. Sollte die Neuentwicklung des jetzigen Bahnhofsareals die erwünschten Auswirkungen nach sich ziehen, wird das Mittelzentrum Olpe seine Position in der regionalen Marktsituation wie im Wettbewerb mit den nahen Oberzentren, die aufgrund ihrer Angebotsstruktur für erlebniseinkaufsorientierte Kunden eine besondere Anziehungskraft entfalten, stärken können.
Weiterführende Literatur/Quellen
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Foerster, J. (2009): Der Einzelhandel in der Innenstadt von Olpe – aktuelle Nutzungsstrukturen und Entwicklungstendenzen. Münster |
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IHK Industrie- und Handelskammer Siegen (Hg.) (o. J.): Statistische Daten. o. O. |
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• | Jenne, A. (2006): Der Einzelhandel in Grund- und Mittelzentren. Rahmenbedingungen, Trends und neue Herausforderungen. In: Heineberg, H. und A. Jenne (Hg.): Angebots- und Akzeptanzanalysen des Einzelhandels in Grund- und Mittelzentren. Fallstudien Attendorn, Dorsten, Hilden, Hörstel und Nordhorn. Münster, S. 1–17 | |
• | Krajewski, Chr. (2006): Angebotsstrukturen und Akzeptanz des Einzelhandels im Mittelzentrum Attendorn/Sauerland. In: Heineberg, H. und A. Jenne (Hg.): Angebots- und Akzeptanzanalysen des Einzelhandels in Grund- und Mittelzentren. Fallstudien Attendorn, Dorsten, Hilden, Hörstel und Nordhorn. Münster, S. 19–56 | |
• | Krajewski, Chr. und S. Schulte (2008): Entwicklungstendenzen des mittelzentralen Einzelhandels in Westfalen. Münster (www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Wirtschaft/Einzelhandel, abgerufen am 17.06.2010) | |
• | Weber, P. und Chr. Krajewski (1998): Olpe. In: Becker, G., H. Heineberg, K. Temlitz und P. Weber (Hg.) (1998): Der Kreis Olpe. Münster, S. 119–138 (= Städte und Gemeinden in Westfalen, Band 5) |
Erstveröffentlichung 2010