Eine noch heute für das Siegerland, das Lahn-Dill-Bergland und das südliche Sauerland typische Waldform ist der Niederwald, der mit Restflächenanteilen von über 30.000 ha das ehemals weit größere Wald- und Landnutzungsgebiet der Hauberge des südwestfälischen Berglandes kennzeichnet. Der Haubergs-Begriff beinhaltet in forstlich-waldbaulicher Sicht genossenschaftlich bewirtschaftete Parzellen mit Stockausschlag, wo der Wald auf ein und derselben Fläche als Stangenholzlieferant zum Meilerbetrieb für die lokale Eisenverhüttung, als Eichenschälwald zur Gerbrindengewinnung sowie als rotationsmäßiger Acker genutzt wurde und neben der allgemeinen Brennholzgewinnung noch der Waldweide diente. Als historisch gewachsene Gemeinschaftswälder stehen diese Niederwälder vielfach bis jetzt im Besitz traditionsreicher Zusammenschlussformen wie der Haubergsgenossenschaften, Marken-, Jahn- und Konsortenschaften oder der Wittgensteiner Waldgenossenschaften. Noch heute gibt es etwa 200 Haubergsgenossenschaften im Siegerland, wobei die größeren rund 1.000 ha, die kleineren ca. 200 ha Flächenanteil besitzen.
Von der Niederwaldwirtschaft mit ihren vielfältigen Nebennutzungen hat sich bis heute nur der Stockholzabtrieb für die Brenn- und Kleinholzgewinnung mit gebietsweise beträchtlichen Flächenanteilen erhalten. Bei der herkömmlichen Hiebart werden Stangenhölzer verschiedenen Alters mit variablen oder geregelten Umtriebszeiten von etwa 10 Jahren in wenigen Dezimetern Höhe am Wurzelstock abgeschlagen; die Verjüngung des Waldes erfolgt in der Regel auf vegetativem Wege. In den seit dem 15. Jh. genossenschaftlich bewirtschafteten Haubergen des Siegerlandes und des südlichen Sauerlandes diente der Niederwald darüber hinaus vor allem den speziellen Waldfeldbaunutzungen.