Das Landwirtschaftszentrum Haus Düsse

01.01.2012 Peter Wittkampf

Inhalt

Tab. 1: Seminare und Fortbildungen im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse im Januar 2012 (Quelle: www.duesse.de)

Aufgaben und Funktionen

Das Landwirtschaftszentrum Haus Düsse ist das Aus- und Fortbildungszentrum der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. In Haus Düsse werden Auszubildende und Praktikanten der Landwirtschaft, der ländlichen Hauswirtschaft und des Garten- und Landschaftsbaus ausgebildet sowie Landwirte, Landfrauen, landwirtschaftliche Lehrkräfte und andere Interessierte fortgebildet. In Tagungen, Fortbildungsveranstaltungen und Seminaren geht es u.a. um die Nahrungsmittelerzeugung im tierischen und pflanzlichen Bereich, um Tierhaltung, -zucht und -fütterung, um Betriebsführung und Vermarktung, um den Elektronikeinsatz in der Landwirtschaft, nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien. Im Zuge der 2012 beginnenden Umstrukturierung der Landwirtschaftskammer wird der Geschäftsbereich "Tier" in Haus Düsse konzentriert. Damit werden von hier aus auch entsprechende Aufgabenbereiche von Haus Riswick, dem Landwirtschaftszentrum auf rheinischer Seite, geleitet.

Die Vielfalt der Fortbildungsthemen mag durch einen Blick auf das Veranstaltungsprogramm des Landwirtschaftszentrums Haus Düsse deutlich werden, aus dem hier exemplarisch nur die Fortbildungsveranstaltungen vom Januar 2012, dargestellt sind (Tab. 1).

Lage

Haus Düsse liegt etwa 10 km nordöstlich von Soest, es gehört zum Ortsteil Ostinghausen von Bad Sassendorf. Hier, am nördlichen Rand der Soester Börde, enthalten die Lössböden hohe Anteile vor allem von Parabraunerden und Gley. Die im Vergleich mit anderen deutschen Bördegebieten relativ hohen Niederschläge von etwa 750 mm und die Gley-Anteile der Böden führen zu einer leicht erhöhten Gefahr von Bodenverdichtung und Verschlämmung. Insgesamt repräsentiert die naturräumliche Ausstattung aber einen durchaus ansehnlichen Teil der westfälischen landwirtschaftlichen Nutzflächen, sodass hier – neben der Viehhaltung – auch der Ackerbau unter einigermaßen regionaltypischen Bedingungen erfolgt (s. Beitrag Temlitz).

Abb. 1: Haus Düsse mit umliegenden Flächen (Quelle: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen/LZ Haus Düsse)

Geschichte

Im Jahr 1231 wird erstmals ein Rittergut "Ostinghausen" als Besitz des Grafen von Arnsberg urkundlich er­wähnt. Bis zum 17. Jh. wechselte es mehrfach den Besitzer, bevor es 1641 in den Besitz des Niederländers Adrian van der Düssen gelangte. Dieser errichtete auf dem Rittergut ein Wasserschloss, das nach der Fertigstellung 1655 nun "Haus Düsse" genannt wurde. Nach weiteren Besitzerwechseln innerhalb des Adels wurde Haus Düsse schließlich 1907 Provinzialgut des damaligen Provinzialverbandes Westfalen, Vorläufer des heutigen Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Der Provinzialverband verstand sich u.a. als Institution zur Armen- und Krankenfürsorge. Um die sozialen Verhältnisse gerade auch der Landbevölkerung zu verbessern, gehörten Landesmeliorationen, also Maßnahmen zur Bodenkultivierung und -verbesserung, ebenso zum Programm wie die Bildung der Landwirte. Dabei war es wichtig, entsprechende Fortbildungen nicht nur theoretisch, sondern auch "praktisch" durchführen zu können.

Im Jahr 1927 wurde eine "Viehpflege- und Melkerschule" auf Haus Düsse gegründet, das Gut selbst wurde bis 1937 u.a. durch die Krankenanstalten Eickelborn und Benninghausen mit bewirtschaftet.

1937 kaufte die Landesbauernschaft das damals 93 ha große Gut. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren diente Haus Düsse auch als Lager und als britische Heeresfachschule. 1951 übernahm die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe das Gut und intensivierte von nun an dort die praktische Aus- und Fortbildung der im Bereich der Landwirtschaft tätigen Menschen.

Bis heute waren u.a. folgende Entwicklungsschritte von besonderer Bedeutung:

  • ab 1968: Haus Düsse wird "Überbetriebliche Ausbildungsstätte" im Sinne des damals neuen Berufsbildungsgesetzes. Folge: Bau, Ausbau und Umbau von Lehrwerkstätten und Unterkünften
  • ab 1970: Bau neuer Stallanlagen und weiterer Lehrwerkstätten
  • ab 1990: Errichtung weiterer funktionaler Betriebszweige, z.B. für Leistungsprüfungen in der Tierzucht (bis dahin in Eickelborn)
  • 1995: Eröffnung des Biokraftwerkes
  • 1997: Errichtung des Zentrums für nachwachsende Rohstoffe
  • 2003: Bau einer Biogasanlage
  • 2004: Einrichtung des Zentrums für Elektronikeinsatz in der Landwirtschaft (ZEL)
  • 2004: Einrichtung einer Berufsschulklasse für Landwirtschaft
  • ab 2006: Neugestaltung verschiedener "Lehrschau"-Einrichtungen
  • ab 2012: weitere Aufwertung des Landwirtschaftszentrums Haus Düsse im Zuge der Um­strukturierung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen


Während der letzten Jahre wurden zusätzlich immer wieder Ställe, technische Einrichtungen und andere Anlagen um- oder ausgebaut.

Abb. 2: Das Verwaltungsgebäude von Haus Düsse (Foto: Peter Wittkampf)

Ausstattung und Einrichtungen

Um den vielfältigen Aufgaben einer umfassenden und vielschichtigen Aus- und Weiterbildung im weit gefassten Bereich der Landwirtschaft gerecht werden zu können, muss das Landwirtschaftszentrum in vielen Sparten Anschauungs- und Versuchsmöglichkeiten sowie die Möglichkeit praktischer Erfahrungen anbieten können.

Im Jahr 2011 gehörten zum Landwirtschaftszentrum Haus Düsse daher u.a. (Abb. 1):

  • 225 ha Ackerland
  • 12 ha Grünland
  • 22 ha Wald
  • Tagungsräume für 10 bis 160 Personen
  • Übernachtungsmöglichkeiten für insgesamt 130 Personen
  • 70 Vollarbeitskräfte
  • Plätze für 280 Zuchtsauen, 1.200 Ferkel, 3.200 Mastschweine, 100 Milch- und Mutterkühe, 100 Rinder, 500 Bullen, 40 Mutterschafe, 9.000 Legehennen, 4.500 Junghennen und 5.000 Plätze für Mastgeflügel. Sogar ein Lehrbienenstand mit angrenzendem Pflanzenlehrgarten und 4 Bienenvölkern gehören zum Bestand.


Nicht nur Fachleute aus Westfalen, sondern auch Experten aus dem In- und Ausland, sowie viele an der Landwirtschaft In­teressierte besuchen Haus Düsse. Hier­zu tragen auch einige jährlich stattfindende Großveranstaltungen bei, etwa der "Düsser Bauernmarkt" mit rund 10.000 Besuchern.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2012