weiterer Autor: Alexander Meyer
Heckenmanagement im Münsterland – die Renaissance eines alten Kulturlandschaftselementes
Hecken prägen das Münsterland
Hecken wurden in der Regel nicht als Selbstzweck angepflanzt. Sie dienten als Grenzbefestigung (Landwehr, s. Beitrag Kneppe), als Einfriedung für das Vieh, als Windschutz sowie als Lieferant für Einstreu und Brennholz. Dies machte die Hecken im sonst waldarmen Münsterland wertvoll. Sie wurden daher entsprechend nachhaltig genutzt und gepflegt.
Probleme beim Erhalt der Hecken
Die große Bedeutung der Hecken für unsere Kulturlandschaft ist jedoch vielen Akteuren in der Region bewusst. So gibt es schon seit längerer Zeit Anreizprogramme, mit deren Hilfe vielerorts neue Hecken angelegt worden sind. Beispiele dafür sind die Pflanzgutförderung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und vor allem die zahlreichen Neuanpflanzungen im Rahmen von Bodenordnungsverfahren. Diese führten u. a. zur optimierten Eingrünung von Hofanlagen und zu Bepflanzungen entlang von Wirtschaftswegen oder Gewässern.
Hecken als regionale Ressource
Diese neue Funktionszuweisung ist im Grunde eine alte
Das Heizen mit Holz (Scheitholz für Kamine und Hackschnitzel oder Pellets für entsprechende Kessel) hat in den letzten Jahren eine enorme technische Entwicklung vollzogen, die einem immer größer werdenden Personenkreis neue Möglichkeiten bietet. Das Interesse an dem Brennstoff wächst daher nicht nur bei den Besitzern von Kaminen, sondern zunehmend auch bei Landwirten, beispielsweise zur Beheizung von Stallanlagen, oder bei Kommunen. Eine regionale Nutzung von aus Heckenholz gewonnenen Hackschnitzeln bietet sich geradezu an. Hecken sind eine nachwachsende energetische Ressource direkt vor der Haustür.
Das Heckenmanagement
Der Schlüssel zur Nutzung der Hecken liegt in einem intelligenten Heckenmanagement, das sowohl die Eigentümer der Hecken zusammenführt als auch die Beerntung organisiert.
Für den Eigentümer bietet ein solches System eine kostenlose, fachgerechte und nachhaltige Heckenpflege und garantiert einen optimalen Zustand der Hecken, der entsprechende Auflagen (z. B. für Landwirte im Rahmen des Cross Compliance) erfüllt. Zudem muss der Eigentümer keine besonderen Maschinen zur Heckenbeerntung vorhalten.
Je nach Entwicklung der Energiepreise kann er mittelfristig sogar mit einem finanziellen Ertrag aus der Heckennutzung rechnen. Ein Managementsystem ermöglicht eine langfristige Planung der Pflege aller beteiligten Hecken in der Region, die wiederum wichtig für eine nachhaltig gesicherte energetische Nutzung ist.
Für die Unternehmen in der Region, die in der Beerntung tätig sind, bedeutet das Management größere zusammenhängende Heckenabschnitte, die sich wesentlich effizienter und kostengünstiger beernten lassen (Abb. 1).
• die Verbesserung des ökologischen Zustandes der Hecken,
• den Erhalt des Landschaftsbildes, das im Münsterland sehr stark touristisch in Wert gesetzt wird,
• die Inwertsetzung von regionseigenen Ressourcen sowie
• die Einsparung fossiler Brennstoffe und Verbesserung der CO2-Bilanzen.
Nach der Erstellung von Machbarkeitsstudien, in denen das Heckenmanagement mit dem Landesbetrieb Wald und Holz im Kreis Steinfurt (Abb. 2) konzipiert und erfolgreich auf seine Umsetzbarkeit geprüft wurde, geht es nun im Rahmen des INTERREG IV A-Projektes "Energiequelle Wallhecke – stoken op streekhout" in die praktische Umsetzung. Neben dem Münsterland gehören die angrenzende Grafschaft Bentheim in Niedersachsen und die niederländische Regio Achterhoek zum Projektgebiet. In einem GIS-gestützten Online-Portal können sich Heckeneigentümer registrieren und ihre Hecken melden. Diese werden dann von Experten mit Hilfe des Systems zentral erfasst, bewertet und unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte (Zustand, Erreichbarkeit, Ökologie, Naturschutz etc.) für die weitere Pflege und Nutzung verplant. Die Hecken werden jährlich zu wirtschaftlich attraktiven Losen zusammengefasst, ausgeschrieben und beerntet. Die Vermarktung der Hackschnitzel erfolgt in der Regel durch die Unternehmen selbst. Mittelfristig soll auf diesem Wege ein Großteil der Hecken in der Projektregion in das System eingebunden werden und sich das derzeit noch geförderte Heckenmanagement finanziell selbst tragen.
Fazit
Durch die energetische Nutzung erhalten die kulturlandschaftsprägenden Hecken der Münsterländischen Parklandschaft wieder einen Wert für Ihre Eigentümer. Erhalt und Pflege von Hecken können so nachhaltig gesichert werden. Unter diesen Voraussetzungen kann auch die Anpflanzung von Hecken wieder lukrativ sein, da eine kostenlose Pflege und wirtschaftliche Nutzung der Hecken in Aussicht gestellt werden kann.
Derzeit hat das Projekt noch keine wirtschaftliche Eigentragfähigkeit erreicht. Jedoch unterstützt die weitere Entwicklung der Energiepreise dieses Vorgehen.
Resümierend macht also das Management der heimischen Hecken durchaus Sinn und kann somit zur Renaissance dieses alten Kulturlandschaftselementes beitragen.
Weiterführende Literatur/Quellen
• | Landesbetrieb Wald und Holz (Hg.) (2009): Wall IS – Heckenpflege mit System. Gutachten zur Umsetzung des Heckenpflegekonzeptes. Münster | |
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Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Westfälisches Amt für Landes- und Baupflege (Hg.) (1993): Neue und alte Hecken im Münsterland. Ökologie, Planung und Pflege von Neupflanzungen in der freien Landschaft. Münster |
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Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Westfälisches Amt für Landes- und Baupflege (Hg.) (1999): Alte und neue Kulturlandschaftsbiotope. Münster |
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Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Westfälisches Amt für Landschafts- und Baukultur (Hg.) (2001): Der Funktionswandel von Hecken, Feldgehölzen, Obstwiesen und Baumreihen in der Kulturlandschaft. Münster |
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www.energiequelle-wallhecke.de |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Siedlung/Landwehren |
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www.wald-und-holz.nrw.de |
Erstveröffentlichung 2010