weiterer Autor: Markus Löwer
Das integrierte ländliche Entwicklungskonzept ''Einzugsgebiet Vechte''
Mit der "Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung einer integrierten ländlichen Entwicklung" des Landes Nordrhein-Westfalen vom 19. Oktober 2004 wurde ein Instrument geschaffen, durch welches sich neue Perspektiven in der Entwicklung ländlicher Kommunen und Regionen ergeben. Neben den bisher bekannten und jetzt in der Richtlinie zusammengeführten Förderungen von Dorferneuerung, Bodenordnung und ländlichem Wegebau ist vor allem der neue Förderbaustein "ILEK" (Integriertes ländliches Entwicklungskonzept) besonders bemerkenswert.
Anlass für eine Weiterentwicklung der Förderinstrumentarien sind die zahlreichen Herausforderungen, vor denen die Gemeinden im ländlichen Raum stehen. Die wichtigsten sind:
• | der weiter voranschreitende wirtschaftliche Strukturwandel, | |
• | eine sich in den nächsten Jahren erheblich verändernde Bevölkerungsstruktur, | |
• | eine neue Betonung des Prinzips der Nachhaltigkeit und der damit einhergehenden Verantwortung für die nachfolgenden Generationen sowie | |
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die Veränderung des Verantwortungsverhältnisses zwischen Staat und Bürger. |
Das ILEK ist somit ein integriertes, zukunftsorientiertes und in der Region abgestimmtes Handlungskonzept mit konkreten Zielen und Projekten. Es basiert auf einer Stärken-Schwächen-Analyse und soll durch die Bündelung von Ideen und Aktivitäten aus der Region neue Perspektiven schaffen. Im Mittelpunkt von ILEKs stehen die Sicherung und querschnittsorientierte Weiterentwicklung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Potenziale einer Region. Dadurch lassen sich Synergieeffekte erzielen, beispielsweise hinsichtlich verbesserter Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie verbesserter Nutzung von regionseigenen Wertschöpfungspotenzialen.
Folgende Eigenschaften sind kennzeichnend für ein ILEK:
• | gebietsbezogen, betrachtet wird nicht nur eine Gemeinde, sondern die Region; | |
• | sektorübergreifend, um Synergien zwischen unterschiedlichen Wirtschafts- und Politikbereichen zu ermitteln; | |
• | partnerschaftlich, Bürger, Akteure und Institutionen arbeiten zusammen; | |
• | dynamisch, der Prozess steht am Anfang und wird kontinuierlich weiterentwickelt; | |
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langfristig, d.h. mittel- und langfristige Perspektiven stehen im Mittelpunkt. |
Im ILEK "Einzugsgebiet Vechte" haben sich die Stadt Horstmar und die Gemeinden Laer, Metelen, Neuenkirchen, Schöppingen und Wettringen im westlichen Münsterland zusammengeschlossen (Abb. 1). Alle sechs Gemeinden sind überwiegend ländlich geprägt. Auf einer Fläche von 295 km2 leben derzeit ca. 50000 Einwohner. Das ILEK "Einzugsgebiet Vechte" ist eine der ersten Kooperationen von ländlichen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen dieser Form und wird wissenschaftlich von der Abteilung für Orts-, Regional- und Landesentwicklung/Raumplanung (ORL) im Institut für Geographie der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster begleitet.
Das ILEK soll zur Sicherung und Weiterentwicklung dieses ländlichen Raumes als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturraum sowie zur Einbindung einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft in den Prozess zur Stärkung der regionalen Wirtschaft genutzt werden. Als gemeinsame Handlungsfelder wurden dabei folgende fünf Bereiche festgelegt:
(1) Land- und Forstwirtschaft,
(2) Familie, Kinder und Bevölkerungsentwicklung und Bildung,
(3) städtebauliche Entwicklung/Dorfgestaltung,
(4) Tourismus, Naherholung, Freizeit und Kultur,
(5) Verkehrsentwicklung.
Innerhalb der Handlungsfelder wurden in lokalen und regionalen Arbeitskreisen zunächst die Stärken und Schwächen der Orte und der Region analysiert und daraus gemeinsame Strategien für die weitere Entwicklung abgeleitet. Diesen Strategien wurden anschließend Aktionsbereiche zugeordnet, aus denen dann konkrete Ideen für Leitprojekte entwickelt wurden. Im weiteren Vorgehen wurden diese Projektideen konkretisiert und in einer Umsetzungsphase begleitet. Da das ILEK in erster Linie zur Konzeptentwicklung dient, ist eine vollständige Realisierung aller Projektideen kaum möglich. Es müssen daher auch Verstetigungsmechanismen entwickelt werden, damit die im Prozess entstandenen Ideen verwirklicht werden können. Dazu arbeiten die aus Bürgerinnen und Bürgern der ILEK-Region bestehenden Projektgruppen weiter an der Umsetzung. Projektpaten sowie Projektgemeinden unterstützen das Vorgehen und bieten Hilfestellungen an; ein Projektmonitoring ist eingerichtet.
Einige Beispiele für Projektideen sind im Folgenden kurz beschrieben:
Kooperation zwischen Landfrauen und Schulen
Regionale Kultur-, Freizeit- und Ferienangebote
Verbesserung der Barrierefreiheit in der Region
Dies soll durch das Projekt erreicht werden. Dabei geht es auf der einen Seite um Information und Aufklärung von Bürgerinnen und Bürgern (Sensibilisierung), andererseits sollen möglichst viele Barrieren in den Orten erkannt und beseitigt werden (bauliche Maßnahmen).
Rad- und Reitweg auf der ehemaligen Bahnstrecke Rheine–Coesfeld
Quer durch die ILEK-Region erstreckt sich eine stillgelegte Bahnlinie, die bis vor einigen Jahren Coesfeld im Süden und Rheine im Nordosten miteinander verbunden hat. Seit der Einstellung des Bahnbetriebes liegt die Trasse brach. Dieses einmalige zusammenhängende "Band" birgt die Chance, im Idealfall in relativ kurzer Zeit eine Kombination aus einem überregionalen Rad- und Reitweg entstehen zu lassen. Der Weg soll an Rahmenangebote (Sehenswürdigkeiten, Einkehrmöglichkeiten, Unterbringungen etc.) in der Region angebunden werden. So soll im Zuge dessen z.B. der alte Bahnhof in St. Arnold renoviert werden. Eine gute Vernetzung mit bestehenden Radwegen wäre gegeben, die Verbindung mit entstehenden Reitwegen wird in der aktuellen Erstellung des Reitwegenetzes des Kreises Steinfurt berücksichtigt.
Es wurden gezielt Projekte ausgewählt, die einen integrativen Charakter haben und demzufolge in möglichst vielen Handlungsfeldern Erfolge erbringen. Sie sollten Bausteine für eine zukunftsfähige und integrierte ländliche Entwicklungsstrategie sein. Zudem werden in erster Linie Projekte konkretisiert, bei denen sich die Bürgerinnen und Bürger aus der Region beteiligt haben. Hier war Mitmachen gefragt, was in dieser Region auf großes Interesse stieß.
Mittlerweile wurde das ILEK Vechte zu einer der 11 LEADER-Regionen in Nordrhein-Westfalen (s. Beitrag Rohleder). Dazu wurden noch weitere Kommunen in das Gebiet mit aufgenommen. Es firmiert jetzt unter dem Namen LEADER-Region Steinfurter Land.
Weiterführende Literatur/Quellen
• | www.lag-steinfurterland.de | |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Gesellschaft_Politik/LEADER_Ueberblick |
Erstveröffentlichung 2007, Aktualisierung 2009