Die ehemals kleinste Kommune Nordrhein-Westfalens hat sich unter dem Leitbild "Global denken – lokal handeln" geschlossen auf den Weg gemacht, bis zum Jahre 2030 eine positive Energiebilanz zugunsten der regenerativen Energien zu erreichen. Konkret arbeitet die Gemeinde Saerbeck seit 1989 an der Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Seit dieser Zeit werden die Maßnahmen von der CAJ-Bildungsstätte begleitet, einer Einrichtung, die sich in Saerbeck angesiedelt hat und eine umweltpädagogische Bildungsarbeit betreibt. So entstanden u. a. in den vergangenen Jahren auf den Dächern öffentlicher Gebäude, welche die Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, insgesamt sechs Bürgersolarkraftwerke. Eine dieser Anlagen wurde von Schülern, Schülerinnen und Lehrkräften der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule unter Anleitung der Kräfte der CAJ-Bildungsstätte montiert (Abb. 1).
Die vielen im Ort bereits sichtbaren und mehrfach ausgezeichneten Erfolge in der Umsetzung von Maßnahmen zum Umweltschutz – u. a. ein zweiter Platz in der Solarbundesliga und die Silberplakette des European Energy Award® – bewogen im Jahr 2008 die Gemeinde, sich um die höchste Auszeichnung im Lande, der Klimagemeinde der Zukunft, zu bewerben. Sie folgte damit der Ausschreibung eines Landeswettbewerbes, den die Landesregierung initiierte, nachdem sie ergänzend zu ihrer Klimaschutzpolitik eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel erarbeitet hatte.
Im Rahmen dieses Wettbewerbes sollten die Kommunen modellhaft ein individuell abgestimmtes Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept erstellen, das Vorbild für andere Städte und Gemeinden sein sollte. Saerbeck hatte sich auf diesen Wettbewerb sehr gründlich vorbereitet und berief bereits Anfang 2008 eine Expertenkommission ein, der vier Vertreter der Gemeindeverwaltung, zwei Vertreter der Fachhochschule Münster, zwei Verantwortliche der Saerbecker Ver- und Entsorgungsgesellschaft, zwei Vertreter der CAJ-Werkstätten sowie ein Abgesandter eines Büros für Stadtplanung angehörten. Dieses Expertengremium sollte ein den Wettbewerbsvorgaben entsprechendes Konzept eines integrierten Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzeptes (IKKK) erstellen. An dem Wettbewerb beteiligten sich insgesamt 59 ländliche Kommunen, aus denen eine unabhängige Jury die fünf besten auswählte, die wiederum in einer zweiten Wettbewerbsphase ein umfassendes Konzept erarbeiteten. Zwei Kommunen konnten mit ihren Konzepten gleichermaßen überzeugen: Für den städtischen Raum war es die Stadt Bocholt (s. Beitrag Schulte); für den ländlichen Raum ging die Gemeinde Saerbeck als Sieger hervor, die nun den Titel "NRW-Klimakommune der Zukunft" tragen darf.
Saerbeck hatte damit hervorragende Rahmenbedingungen für das integrierte Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept geschaffen. Darum beschloss der Gemeinderat am 10.07.2008 "als Zielvorgabe bis zum Jahr 2030 eine positive Energiebilanz zwischen der Produktion regenerativer Energien und dem Energieverbrauch in der Gemeinde Saerbeck zu erreichen" (Ratsbeschluss V 103/2008).
Saerbeck hatte sich mit dem Entschluss, binnen zweier Jahrzehnte diese positive Energiebilanz zu verwirklichen, ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt. Mit der Mobilisierung der ganzen Gemeinde wollte man dieses Ziel in drei Etappen erreichen, die jeweils einem eigenen Leitprojekt folgten.