Der Kyrillpfad – ''Sturmschäden zur Ansicht'' aus 2007

01.01.2014 Ralf Schmidt

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Am 18. Januar 2007 fegte ein Or­kan über Nordrhein-Westfalen und hinterließ enorme Schäden in unseren Wäldern. 50.000 ha Wald fielen den Sturmböen, die über 200 km/h erreichten, in dieser Nacht zum Opfer. Dieses entspricht ca. 16 Mio. Festmeter Holz, überwiegend Fichte.

Für alle Waldbesitzer entstand da­durch ein erheblicher Schaden. Die enorme Wucht des Sturms führte zu starken Spannungen und Splitterung des Holzes und somit zu einer zumindest teilweisen Entwertung. Dazu kam das hohe Angebot auf dem Markt, was die Holzpreise stark nach unten bewegte.

Abb. 1: Lage und Verlauf des Kyrillpfades in Schmallenberg-Schanze (Quelle: OpenStreetMap)

Der Kyrillpfad

Im Sommer des selben Jahres, die Hauptwege waren überwiegend freigeräumt und auch ein erheblicher Teil des Holzes aufgearbeitet, entstand bei den Rangern Südwestfalens die Idee, eine "Kyrillfläche" zurückzuhalten und in ihr einen Pfad anzulegen.

Eine optimale Fläche fand sich in Schmallenberg-Schanze, ca. 3,5 ha groß und im Eigentum des Landes NRW. Die Orte Schanze und Kühhude (Bad Berleburg) mit Wanderparkplätzen liegen in unmittelbarer Nähe wie auch der Rothaarsteig (s. Beitrag v. d. Lippe) und der WaldSkulpturenWeg (s. Beitrag Rohleder) (Abb. 1).

Nach der Zusage des Landesbetriebs Wald und Holz NRW begann die Planung und später die Durchführung des mit viel Kreativität und Eigenleistung errichteten 1.000 m langen Kyrillpfades (Abb. 3). Eingeweiht wurde dieser im Mai 2008. Überstiege, kleine Brü­cken und Aussichtspunkte entstanden. Auch sollten Menschen mit Einschränkungen dieses "Naturphänomen" erleben können, und so wurde auch ein 250 m langer barrierefreier Weg installiert. Eine Ranger-Station mit Unterstand wie auch eine Komposttoilette können die Besucher dort auf 730 m Höhe vorfinden.

Abb. 2: Ranger R. Schmidt (links) und Mitglieder der Geographischen Kommission für Westfalen bei einer Führung auf dem Kyrillpfad am 29.09.2012 (Foto: Geographische Kommission für Westfalen)

Mehr als 100.000 Besucher jährlich möchten seitdem die Auswirkungen des Sturms auf dieser Fläche erleben. Dieses ist auf "eigene Faust" oder durch Führungen mit den Rangern möglich (Abb. 2).

Das Ziel dieses Pfades ist nicht, Menschen eine Katastrophenstimmung zu vermitteln, sondern viel­mehr zu zeigen, wie der Wald mit solchen Naturereignissen umgeht:
•   Welche Pflanzen und Tiere erobern Windwurfflächen (Abb. 4)?
•   Wie lange dauert der Verrottungsprozess des liegengebliebenen Holzes?
•   Welches Mikroklima herrscht dort vor?
•   Was für Lebensräume entstehen und – vor allem –
•   wie sieht der zukünftige Wald aus, wenn der Mensch nicht eingreift?

Nach nunmehr sieben Jahren (Stand 2014) kann der Betrachter bereits die Veränderung und Entwicklung auf dieser Fläche erleben. Himbeeren, Ebereschen und andere Pionierpflanzen haben den Raum erobert. Einzelne Ahorne, Buchen und natürlich die Fichte lassen den zukünftigen Wald erahnen (Abb. 4).

Nicht nur der Bewuchs und die entwurzelten Fichten sind spektakulär, auch der Pfad als solches ist spannend und ein Erlebnis für Jung und Alt.

Abbn. 3 und 4: Der Kyrillpfad (Foto: Ralf Schmidt) und Nachwachsende Vegetation im Bereich des Kyrillpfades (Foto: Geographische Kommission)

Was haben wir daraus gelernt?

Durch die in den letzten Jahrzehnten häufiger auftretenden Stürme mit höheren Windgeschwindigkeiten muss man sich natürlich die Frage stellen, ob unser Wirtschaftswald (Altersklassenwald mit Schwerpunkt Fichte) solchen Naturereignissen "gewachsen" ist?

Sicherlich kam im Vorfeld des Sturms noch ein anderer Faktor dazu, der zu solch einem flächendeckenden Windwurf führte, wie z. B. hoher Niederschlag in Form von Regen, der zu einem Aufweichen des Bodens geführt hat.

Naturgemäßer Waldbau, wie er im Staatswald schon länger praktiziert wird, ist seitdem auch ein großes Thema. Das bedeutet: Standortgerechte Baumarten, Mischkulturen und strukturreicher Aufbau. Auch die zunehmenden langen Trockenperioden bedingen den Einsatz von widerstandsfähigeren Baumarten. Dazu zählen sicherlich Douglasie, die Weißtanne sowie die Eiche. Sie sind z. T. anspruchsloser in Bezug auf Niederschläge, wurzeln tiefer und sind weniger sturmanfällig.

Trotzdem wird die Fichte trotz ihrer geringen Klimatoleranz auch im Klimawandel in Zukunft eine große Rolle spielen und in Deutschland als wichtigste Wirtschaftsbaumart ihren Platz behaupten.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2014