Das Förderprogramm LEADER der EU für ländliche Gebiete in Westfalen

01.01.2013 Meinolf Rohleder

LEADER ("Liaison entre actions de development de l’économie rurale") – zu Deutsch: Vernetzung von Maßnahmen zur Entwicklung der Wirtschaft im ländlichen Raum – ist eine Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union zur Entwicklung ländlich geprägter Regionen.

Abb. 1: Logo LEADER (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/LEADER)

Regionen in der EU können, wenn im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählt (in Deutschland auf Landesebene), Zuwendungen für zukunftsorientierte Projekte in den Bereichen Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und Naturschutz sowie erhöhte Fördersätze für andere Maßnahmen erhalten.

Voraussetzung für eine Förderung ist ein sog. Gebietsbezogenes Integriertes Entwicklungskonzept (GIEK). Dieses Konzept enthält Entwicklungsstrategien, deren Ziele und Projekte zur Umsetzung derselben in der jeweiligen Region. Es umfasst immer mehrere thematische Schwerpunkte.

Die politische Grundlage für die Entwicklung des ländlichen Raums 2007–2013 liefert eine entsprechende Verordnung der EU-Kommission (Verordnung (EG) Nr. 1698/2005). Die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums trägt zur Verwirklichung folgender Ziele bei:

a) "Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft durch Förderung der Umstrukturierung der Entwicklung und der Innovation,

b) Verbesserung der Umwelt und der Landschaft durch Förderung der Landbewirtschaftung,

c) Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum und Förderung der Diversifizierung der Wirtschaft"
(ebd., Art. 4, S. 9)

Kasten 1: Definitionen des LEADER-Konzepts (Quelle: Verordnung (EG) Nr. 1698/2005, Art. 61, S. 25)

Die Kommission empfiehlt auf dieser Basis die Anwendung des LEADER-Konzepts in den Hauptprogrammen für die Entwicklung des ländlichen Raums umfassender anzuwenden und hierfür einen eigenen Schwerpunkt aufzubauen. Dabei stützt sie sich auf die Erfahrung, dass nach drei Programmplanungsperioden die LEADER-Initiative weit ausgereift sei (ebd., Art. 2 (50), S. 6).

In Westfalen hatten in der Planungsperiode 2000–2006 drei Regionen an der Initiative teilgenommen (Abb. 2).

Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen übernahm diese Überlegungen in ihrem "NRW-Programm Ländlicher Raum 2007–2013" (MKULNV NRW 2011, S. 46ff.).

Im Rahmen eines Wettbewerbs wurden in Westfalen 10 LEADER-Regionen ausgewählt (zum Vergleich: Rheinland: 2, Niedersachsen: 32, Hessen: 20, Deutschland insgesamt: 244 bei überwiegender Mehrheit in den östlichen Bundesländern).

Abb. 2: LEADER-Regionen in Westfalen (Entwurf: M. Rohleder, Quellen: DVS Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume; Auskünfte der Geschäftsstellen der LEADER-Regionen)

Der Bewirtschaftungsrahmen beträgt für Regionen mit bis zu 90.000 Einwohnern 1,0 Mio. Euro EU-Mittel, mit mehr als 90.000 (bis max. 150.000 Ew.) 1,6 Mio. Euro. Der gleiche Betrag muss noch einmal aus der jeweiligen Region selbst aufgebracht werden.

Die Entwicklung der LEADER-Regionen wird von "lokalen Aktionsgruppen" getragen. Diese beschließen, welche Projekte über welchen Zeitraum gefördert werden, und sie steuern die Entwicklungsstrategie der Region.

Die konzeptionelle Arbeit wird dann in Arbeitskreisen oder Kompetenzgruppen geleistet. Hier entstehen Vorschläge, Projektideen und werden Leit- oder Prioritäre Projekte vorgeschlagen (Kasten 2).

In der Umsetzungspraxis erfahren die Leitprojekte konkrete Akzentuierungen. Ein Beispiel ist der "Weg der Blicke" (Wandern im nordlippischen Bergland) aus der Region Nordlippe. Er verbindet in 10 Etappen den Extertalpfad und den Kalletalpfad mit dem Dörentruper und Barntruper Rundweg zu einem 146 km langen, markierten Rundwanderweg (s. Beitrag Rohleder).

Unterstützt werden ebenso Kooperationsprojekte mit anderen LEADER-Regionen im In- und Ausland. Transnationale Projekte können nur gefördert werden, wenn sie in der lokalen Entwicklungsstrategie integriert sind und den EU-Vorgaben nicht widersprechen.

LEADER ist mit dem gewählten "bottom-up"-Ansatz eine Methode, die Akteure vor Ort in verantwortungsvoller Weise aktiv in die Prozesse der Regionalentwicklung einbezieht. Diese wissen in der Regel am besten, wo die Stärken und die Schwächen ihrer Region liegen und was für die Zukunft tragfähig sein könnte. Der Ansatz, auch orts- und regionsübergreifende Projekte umzusetzen, eröffnet neue Möglichkeiten interkommunaler Kooperation und bietet neue Chancen für ländliche Räume, selbst in peripheren Gebieten. Es ist sicherlich kein Zufall, dass die LEADER-Regionen in Westfalen fast ausschließlich an den Landesgrenzen zu Hessen, Niedersachsen und den Niederlanden liegen.

Es scheint sicher, dass die EU-Kommission die LEADER-Strategie auch als Schwerpunkt der kommenden Förderperiode nach 2013 beibehalten bzw. ausbauen wird (s. Beitrag Rohleder).

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2013