Millionäre in Westfalen

14.05.2018 Rudolf Grothues

Kategorie: Bevölkerung

Schlagworte: Westfalen · Einkommen · Millionär

Inhalt

Aufgrund der relativ komplizierten und langwierigen Steuerberechnungspraxis erscheinen die Ergebnisse immer erst rund vier Jahre später, sodass die 2017 erschienenen Zahlen für das Berichtsjahr 2013 die aktuellste Grundlage darstellen.

Insgesamt gab es 2013 4.264 Millionäre oder Millionärinnen in Nord­rhein-Westfalen. 43,7% hiervon (= 1.865 Personen) wohnten im Landesteil Westfalen. Drei Jahre zuvor waren noch 1.700 Millionäre in Westfalen ansässig, was einer Quote von 45,6% an der Gesamtzahl (3.724) entsprach. In Nord­rhein-Westfalen ist damit die Zahl der Millionäre im Zeitraum von 2010 bis 2013 um fast 15% angestiegen, in Westfalen lediglich um 9,7%.

Tab. 1: Millionäre in ausgewählten Regionen NRWs 2010 und 2013 (Quelle: www.it.nrw.de)

Im NRW-Durchschnitt lebten 2,4 Millionäre je 10.000 Einwohner, in Westfalen waren es nur 2,3 – mit einer Schwankungsbreite von 2,0 im Regierungsbezirk Münster bis 2,8 im RB Detmold (Tab. 1).

Die höchste Millionärsdichte in NRW gab es in der Stadt Meerbusch (bei Düsseldorf) mit 14,7 Millionären je 10.000 Einwohner. In Westfalen wurde diese Auflistung angeführt von Schalksmühle (10,4 Millionäre je 10.000 Ew.) und Möhnesee (10,1). Als erste Großstadt folgte Münster mit 3,7 Millionären je 10.000 Einwohner, vor Bielefeld mit 3,3.

Münster wies absolut mit 112 Millionären den höchsten Wert in Westfalen auf, auch knapp vor Bielefeld mit 110.

Spitzenreiter auf Bundesebene war Hamburg: In der 1,8 Millionen Einwohner-Metropole lebten immerhin 724, gefolgt von München mit 658.

Bundesweit gab es 2013 17.400 Millionäre, mit deutlicher Konzentration in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Im Osten Deutschland lebten 2013 deutlich weniger, in ganz Mecklenburg-Vorpommern z.B. gab es ähnlich viele Millionäre (118) wie allein in der Stadt Münster (Statistisches Bundesamt 2017).

Erweitert man allerdings den Millionärsbegriff auf das gesamte Vermögen eines Menschen bzw. einer Familie, dann gab es 2013 in Deutschland rd. 1,3 Mio. Millionäre. Als Vermögen zählt dabei lediglich der frei verfügbare Besitz, also z.B. keine Sammlerstücke oder Gebrauchsgüter wie Grundstücke und Häuser.

In der Statistik spricht man von Millionären, wenn sie als Einzelperson oder als gemeinsam veranlagtes Ehepaar mehr als eine Million Euro Einkommen zu versteuern haben. In Deutschland werden sieben Einkunftsarten definiert (jeweils Einnahmen abzüglich Ausgaben / Werbungskosten / Freibeträge):
1)  Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft,
2)  Einkünfte aus Gewerbebetrieben,
3)  Einkünfte aus selbstständiger Arbeit,
4)  Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit,
5)  Einkünfte aus Kapitalvermögen,
6)  Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung sowie
7)  sonstige Einkünfte.

Der Datenschutz verhindert auch die Veröffentlichung sehr kleiner Werte, da dadurch eventuell ein Steuerzahler identifiziert weren könnte. Das bedeutet, dass die Auflistung der Millionäre in den Städten und Gemeinden erst bei mindestens drei anfängt. Alles darunter wird unter "keine Angaben" subsummiert (Abb. 1).

Für die Kommunen zahlen sich Millionäre in ihrer Bevölkerung übrigens steuerpolitisch kaum aus, denn sie gehen nur in geringem Umfang in die Berechnung einer Schlüsselzahl ein, die zur Aufteilung von 15% des gesamten Einkommensteueraufkommens eines Bundeslandes führt.

Das durchschnittliche Einkommen der Millionäre liegt bei rd. 2,7 Mio. Euro pro Jahr, was für Westfalen berechnet immerhin ein Gesamteinkommen von rd. 5,0 Mrd. Euro bedeutet.

Abb. 1: Millionäre in Westfalen 2013 (Quelle: IT.NRW 2017)

Millionäre in den westfälischen Kommunen

Abbildung 1 zeigt die Anzahl der Millionäre sowie die Millionärsdichte je 10.000 Einwohner in den Städten und Gemeinden Westfalens im Jahr 2013.

20 Kommunen wiesen keine Millionäre auf (weiße Farbe), dies waren immer hin 8,6% aller Kommunen. Bei 29% (= 67 Kommunen) waren nur ein oder zwei Millionäre nachgewiesen, eine Differenzierung erfolgte aus Datenschutzgründen nicht, sie sind in grau (= keine Angaben) wiedergegeben. Auffallend ist, dass viele Städte und Gemeinden in Ostwestfalen, aber auch im nördlichen Münsterland diese extrem niedrigen Werte aufwiesen.

Noch relativ kleine Werte (bis 2,4 Millionäre je 10.000 Ew.) waren vor allem im Ruhrgebiet auffällig. Hier befand sich keine Kommune, die einen Wert oberhalb von 2,4 besitzt.

Überdurchschnittlich hohe Werte erreichten viele Kommunen im Kreis Gütersloh und in den Kreisen Ennepe-Ruhr, Hochsauerland und vor allem im Kreis Olpe.

Die höchsten Millionärsdichten wiesen Schalksmühle und Möhnesee mit jeweils über 10 Millionäre je 10.000 Einwohner auf. Bezogen auf ihre Einwohnergröße bedeuteten diese Zahlen absolut 11 Millionäre in ihren Reihen. 11 Millionäre waren auch jeweils in Erwitte und Hövelhof verzeichnet. Erwähnenswert sind außerdem Verl (21 Millionäre), Erndtebrück (6) und Sundern (22). Im Kreis Gütersloh gab es z.B. insgesamt 152 Millionäre, während es im fast einwohnermäßig gleichgroßen Kreis Lippe nur 72 waren.

Es lässt sich festhalten, dass die Anzahl von Einkommensmillionären sicherlich ein Indiz der wirtschaftlichen Stärke einer Region bzw. einer Kommune ist. Nur wo die Wirtschaft boomt, können zahlreiche Menschen diese Einkommensgrenze erreichen.

Daneben spielt sicher auch die Attraktivität und die Erreichbarkeit einer Kommune eine Rolle. Gerade auch Millionäre suchen bei guter Infrastrukturausstattung ein attraktives Wohnumfeld und möglichst große Nähe zu den wirtschaftlichen Metropolen.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2018