Mineralquellen des Paderborner Landes
Hydrogeologisch ist das Gebiet des Paderborner Landes besonders interessant. Entsprechend dem geologischen Bau gibt es eine große Vielfalt an hydrologischen Gegebenheiten, z. B. Flussversickerungen im Karst der Paderborner Hochfläche, wasserreiche Quellen am Rande des Karstes in Paderborn, Borchen und Upsprunge (s. Beitrag Feige). Quellhorizonte existieren z. B. an der Schichtgrenze Röt/Muschelkalk im Driburger und Brakeler Talkessel, und schließlichgibt es viele Mineralquellen mit unterschiedlicher Charakteristik (u. a. Solequellen, Säuerlinge).
Die Mineralwasseraustritte sind meist an den Verlauf linearer geologischer, tektonischer Strukturen, vor allem an sogenannte Hebungsachsen, gebunden. Diese Achsen verlaufen mehr oder weniger parallel zum Eggegebirge in dessen östlichem Vorland. So liegen auf der sog. Osningachse die Mineralquellen von Vinsebeck, Bad Hermannsborn und Herste. Die Mineralwässer von Bad Driburg sind an die Driburger Achse gebunden und die Quellen von Germete liegen auf der Germeter Achse. Die weiter östlich gelegenen Mineralquellen von Nieheim, Brakel und Bruchhausen treten an lokalen Störungen des leicht aufgewölbten Schichtenkomplexes auf. Häufig sind kohlensäurehaltige Wässer vom Calcium-Magnesium-Hydrogencarbonat-Sulfat-Typ. In Herste und Bad Driburg konnten auch Mofetten erschlossen werden. Die Poren des Mittleren und Unteren Buntsandsteins sowie die Klüfte in den Kalken und Dolomiten des Zechsteins dienen als Speicher für das Kohlendioxidgas, während die Tonsteine des Röt, die in den Talbereichen häufig anstehen, meist den gas- und wasserdichten "Deckel" über den Speichergesteinen bilden.
Der westliche Teil des Paderborner Landes (westlich des Eggegebirges) gehört zur Mineralwasserprovinz "Münsterland". Hier liegt in der "Westfälischen Bucht" eine große geologische Mulde, das sog. Münsterländer Kreidebecken. Die Schichten dieser großen Mulde steigen nach Norden und Nordosten (am Teutoburger Wald) steil an, im Süden und Südosten ist der Muldenrand nur schwach ansteigend. Im Hellwegraum sind an der sog. "Westfälischen Quellenlinie" Salz- und Süßwasserquellen benachbart (s. Beitrag Temlitz). Die Salzquellen stammen aus dem Sole-Grundwasserstockwerk unterhalb der Emscher-Mergel-Deckschicht, während die Süßwasserquellen überwiegend von Niederschlägen auf dem Haarstrang und der Paderborner Hochfläche (offener Karst) gespeist werden. Natrium-Chlorid-Quellen und Soleaustritte treten in Salzkotten und Paderborn (Inselbad und Padulus II) auf. Über die Herkunft der Sole gibt es unterschiedliche Auffassungen. Einerseits wird die These vertreten, dass Steinsalzlager (Zechstein) im Norden der Westfälischen Kreidemulde angelaugt werden und die Salzwässer dann auf großen Störungslinien an den Südrand des Beckens bis zum Hellweg gelangen. Der Geologe Michel vertritt demgegenüber die These, dass die Sole als Produkt der lokalen erdgeschichtlichen Entwicklung anzusehen ist.
In Bad Lippspringe treten überwiegend Calcium-Sulfat-Hydrogencarbonat-Wässer aus, die teilweise im Eggegebirge (Unterkreide) oder im tiefer liegenden Buntsandstein zirkulieren. Östlich von Bad Lippspringe gibt es unter den Kreide- und Triasschichten eine bedeutende Verwerfung, den sog. Westfälischen Hauptabbruch. Hier sind die Schichten des Paläozoikums staffelförmig abgesunken.
Die folgende Übersicht zeigt die aktuelle Situation und Nutzung der Quellen:
Mineralquellen als Basis für Heilbäder und Kureinrichtungen
Bad Hermannsborn: Heilbad mit Kureinrichtungen (Sanatorium, Kurpark)
Bad Lippspringe: Heilbad mit diversen Kureinrichtungen (Sanatorien, zwei Kurparke etc.)
Germete: Kleines Kurmittelhaus, kleiner Park
Bruchhausen: Kleines Kurmittelhaus
Mineralquellen als Basis für Wirtschaftsbetriebe
Bad Driburg: Mineralquellen-Abfüllbetrieb
Vinsebeck: Mineralquellen-Abfüllbetrieb
Herste: Kohlensäure-Abfüllbetrieb (Linde)
Mineralquellen mit historischer Bedeutung, heute kaum noch genutzt oder nicht mehr zugänglich
Paderborn-Inselbad: Marienquelle - verschüttet; Ottilienquelle - frei zugänglich
Salzkotten: Unitasquelle - Ausfluss wird an historischer Stelle (Kütfelsen) geregelt (Abb. 2); Sültsoidquellen - im Naturschutzgebiet nur mit Erlaubnis zugänglich; Neuer Sprudel am Gradierwerk - frei zugänglich
Schmechten: Historischer Metbrunnen - frei zugänglich (Pumpe)
Brakel: Kaiserbrunnen - zugänglich während der Öffnungszeiten der Trinkhalle
Bad Lippspringe: Liboriusquelle - im historischen Brunnenhaus frei zugänglich; Arminiusquelle - Brunnentempel frei zugänglich
Godelheim: Benedictusbrunnen - Lage auf Privatgelände, nicht zugänglich
Sonstige Mineralquellen
Nieheim: Nikolausbrunnen - kleine Mineralwasser-Zapfanlage im "Haus des Gastes"
Willebadessen: Eggequelle - frei auslaufend und stets zugänglich
Weiterführende Literatur/Quellen
• | Müller, G. (2000): Mineralquellen und Heilbäder im Paderborner Land. Geowissenschaftliche und kulturgeschichtliche Aspekte. In: Heimatkundliche Schriftenreihe, Nr. 31/2000. Paderborn |
Erstveröffentlichung 2007