"Solange ich lebe, bleibt Oetker ein Familienunternehmen." Dieses war einer der Grundsätze, an denen Rudolf-August Oetker, einer der größten deutschen Familienunternehmer, immer festgehalten hat. Oetker, der im September 2006 seinen 90. Geburtstag feierte und am 16. Januar 2007 verstarb, hat den kleinen Backmittelhersteller zu einem weltweit operierenden Konzern, einem "global player", gemacht, der 2017 11,6 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftete.
Angefangen hatte alles 1891 im Hinterstübchen einer Bielefelder Apotheke. Der promovierte Botaniker und Apotheker Dr. August Oetker entwickelte das Backpulver Backin. Zwar hatte zuvor schon der Chemiker Justus Liebig ein Backpulver erfunden, dieses war aber weder lagerfähig noch geschmacksneutral. Oetker gelang der Marketingerfolg vor allem durch seine Portionierung: Er füllte genau die Menge Backpulver in ein Tütchen, welches exakt für ein Pfund Mehl ausreichte. Damit konnte er – bei richtigem Mischungsverhältnis – garantieren, dass jeder Kuchen gelingt. Er versah das Produkt mit seinem Namen und entwickelte damit einen der ersten "Markenartikel" des Landes. Der Erfolg des Backpulvers Backin war enorm. Schon 1900 war die Backpulverproduktion von der Apotheke in ein Fabrikgebäude in Bielefeld verlegt worden. Als er 1918 starb, hinterließ er eines der bedeutendsten Unternehmen seiner Branche in Europa. Zu dieser Zeit arbeiteten schon über 600 Menschen in der Firma. 1920 übernahm Dr. Richard Kaselowsky, den die Witwe des Gründersohnes in zweiter Ehe geheiratet hatte, die Führung des Unternehmens. Dr. Kaselowsky setzte den Erfolg fort und weitete Produktion und Vertrieb weiter ins Ausland aus: In Frankreich, Polen, Belgien, Dänemark und Italien wurden Schwesterfirmen gegründet.