Bekanntlich geben uns die Pflanzengesellschaften wertvolle Aufschlüsse über die Bodentypen, die Nährstoffe und das Wasser im Boden. Sie offenbaren uns, in welcher Weise der Mensch in den Naturhaushalt eingegriffen und welche Sekundärformationen er aus der ursprünglichen natürlichen Vegetation geschaffen hat. Diese Übersicht basiert auf den Darstellungen von Fritz Runge (1961), die später von ihm selbst und von R. Pott (1995) aktualisiert worden sind. Die syntaxonomische Benennung der Pflanzengesellschaften und der von ihnen aufgebauten Vegetationsformationen basiert auf R. Pott (1995 u. 1996). Es werden hier aus Platzgründen nur die wichtigsten Vegetationsformationen und deren Pflanzengesellschaften für Westfalen – hierarchisch und strukturell geordnet – vorgestellt (Tab. 1):
Die Pflanzengesellschaften von Westfalen
Den Anfang machen die einfach aufgebauten Wasserpflanzen und deren aus krautigen Hydrophyten bestehenden Gesellschaften, gefolgt von den Staudenformationen und Gebüschen sowie schließlich den mehrschichtigen Wäldern. Sie sind in Wirklichkeit zu Gesellschaftskomplexen verwoben, aber differenzier- und kartierbar (Abb. 1). Ihre Charakter- und Differentialarten machen diese Pflanzengesellschaften im Gelände ansprechbar.
Die Pflanzengesellschaften sind der am leichtesten zu erfassende Anteil von Biozönosen; diese Vegetationstypen gleichgearteter Pflanzenzusammensetzung können als Ergebnis ähnlicher Lebensbedingungen und verwandter Vegetationsgeschichte verstanden werden. Sie wer den als abstrahierbare Typen, als Assoziationen, bezeichnet und sind durch Kenn- und Trennarten charakterisiert.
Was wir im Gelände als Vegetation erkennen, ist also kein zufällig zusammen gewürfeltes Konglomerat von Pflanzenarten, sondern es handelt sich um Artenverbindungen von gesetzmäßig bestimmter Ausprägung, den genannten Pflanzengesellschaften. Sie sind als Typen reproduzierbar und erkennbar, denn sie wiederholen sich im Gelände überall dort, wo sich gleiche Konstellationen ihrer Lebensbedingungen ergeben. Pflanzengesellschaften sind also durch Charakterarten und Kennarten ausgezeichnet, und nach ihnen werden sie auch benannt. Eine Assoziation ist demnach ein Grundtyp der Vegetation, der durch seine charakteristische Artenkombination bestimmt ist. Die Abbildung 2 zeigt so eine Situation.
Es gibt mehr als 150 beschriebene Pflanzengesellschaften in Westfalen im Assoziationsrang, d.h. es sind nach den oben genannten Kriterien fest umrissene und klar identifizierbare Pflanzengesellschaften, die mit ihren Kenn- und Trennarten deutlich zu charakterisieren sind. Wenn man die notwendigen Pflanzenarten kennt und ansprechen kann, ist es verhältnismäßig leicht, davon Standortzeiger-Eigenschaften zu bestimmen und zu definieren. So entstehen die wertvollsten ökologischen Zeigerinstrumentarien der Pflanzengesellschaften zur Beschreibung von Landschaftsausschnitten und ganzen Landschaften. Das natürliche Inventar der Pflanzengesellschaften von Westfalen ist auch die Basis für die Beurteilung der potenziellen natürlichen Vegetation (s. Beitrag Pott).
Weiterführende Literatur/Quellen
• |
Pott, R. (1995): Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. 2. Auflage. Stuttgart |
|
• |
Pott, R. (1996): Biotoptypen. Schützenswerte Lebensräume Deutschlands und angrenzender Regionen. Stuttgart |
|
• |
Runge, F. (1961): Die Pflanzengesellschaften Westfalens. Münster |
|
• |
Runge, F. (1990): Die Pflanzengesellschaften Mitteleuropas. 10./11. Auflage. Münster |
|
• |
www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Naturraum/Vegetation |
Erstveröffentlichung 2016