Radtourismus im Sauerland
Tourismus im Sauerland - viele assoziieren dies mit Wander- und Skisport. Der Skitourismus war und ist aber in der Region nie das größte Standbein gewesen, da er sich saisonal auf den Winter und räumlich auf einen nur kleinen Teil des Sauerlandes um Winterberg und Willingen beschränkt.
Wie wird der übrige Teil des Sauerlandes touristisch erschlossen? Welche Anreize werden dem Touristen außerhalb der Wintermonate geboten?
Der Fremdenverkehrsverband Sauerland-Tourismus e. V. setzt neben Angeboten rund um das Wandern seit einigen Jahren verstärkt auf das Fahrrad. Im Frühjahr 2001 wurde daher die "Bike Arena Sauerland" eröffnet, bei der es sich um ein ausgeschildertes Radwegenetz mit einer Länge von über 1.700 km und 34.000 Höhenmetern handelt, das durch 19 Gemeinden der Region führt (Abb. 2). Dieses Netz wurde nicht komplett neu entwickelt, sondern es bedient sich bestehender Radwege in der Region und verknüpft diese. Untergliedert wurde das Netz in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln in leichte, mittelschwere und schwere Strecken. Die Touren können im Internet unter www.bike-arena.de individuell zusammengestellt werden und sind für die GPS-gesteuerte Navigationstechnik aufbereitet. Aktuelle Informationen über Streckensperrungen oder Veranstaltungen sind ebenfalls online abrufbar.
Zielgruppen
Aufgrund der natürlichen Gegebenheiten stellt sich die Frage, ob das "Land der tausend Berge", wie das Sauerland auch genannt wird, ausreichend Streckenpotenzial für die eher freizeit- als sportorientierten Zielgruppen bietet. Hierzu zeichnet sich ein deutlich positiver Trend ab, da Strecken wie der "SauerlandRadring", die "Lenne Route" oder der "RuhrtalRadweg" immer beliebter werden. Ein Beleg dafür ist die Auszeichnung des "RuhrtalRadweges" als Radroute des Jahres 2007 in NRW (s. Beitrag Steiner). Im April 2008 wurde - nur zwei Jahre nach der Eröffnung - der 150.000ste Besucher des "RuhrtalRadweges" gezählt.
Gründe für die Attraktivität von Flussrouten sind die geringen Steigungen, falls man die Flussrouten im Gebiet der Quelle bzw. des Oberlaufs beginnt, und die markanten, in das Radwegeverkehrsnetz NRW integrierten Beschilderungen. Der "SauerlandRadring" ist ebenfalls sehr steigungsarm, da er auf einer alten Bahnstrecke angelegt wurde. Alle diese Strecken sind innerhalb des Sauerlandes in das Streckennetz der "Bike Arena Sauerland" integriert.
Qualitätsbetrieb Bike Arena Sauerland
Im Jahr 2007 führte die dwif-Consulting GmbH eine Untersuchung durch, die die wirtschaftlichen Effekte durch die "Bike Arena Sauerland" herausstellte: Sie erzielt demnach knapp 23 Mio. Euro Brutto-Wertschöpfung im Jahr. Profitierende Branchen sind das Gastgewerbe (15,42 Mio. Euro), der Einzelhandel (4,78 Mio. Euro) und der Dienstleistungssektor mit 2,54 Mio. Euro. Im Vergleich dazu erzielt die räumlich nah gelegene, etablierte Tourismusregion Rothaarsteig eine Brutto-Wertschöpfung von insgesamt 33 Mio. Euro.
Zu unterscheiden sind in der "Bike Arena Sauerland" die zahlreichen Tagesausflügler und die selteneren, aber wirtschaftlich relevanteren Übernachtungsgäste. Jährlich übernachten zwar nur 200.000 Touristen in der Region, diese haben jedoch Tagesausgaben von durchschnittlich 53,70 Euro pro Kopf, was einem Bruttojahresumsatz von 10,74 Mio. Euro entspricht. Nach der Studie der dwif-Consulting GmbH generieren die rund eine Mio. Tagesausflügler mit Tagesausgaben von je 12 Euro für die "Bike Arena Sauerland" nur vergleichsweise geringfügig höhere Gesamteinnahmen.
Das Einkommen der Region nach Abzug der Vorleistungen und Mehrwertsteuer aus dem Fahrradtourismus beträgt nach diesem Gutachten insgesamt 11,48 Mio. Euro und unterstreicht somit eine sehr positive Bilanz.
Umwelt-/sozialverträgliches Radeln
Die soziale Verträglichkeit des Fahrradtourismus ist im Gegensatz zum motorisierter Individualverkehr deutlich besser, da die einheimische Bevölkerung nur relativ geringen Belastungen durch Lärm, Abgase, Staus oder ähnlichem ausgesetzt wird. Zudem wird das Einkommen aus dem Tourismus aufgrund der Mobilität der Radfahrer auch in peripher gelegene Einrichtungen verteilt. Dennoch ist eine Gefahr der zeitlichen und räumlichen Konzentration von Touristen gegeben. So sind beispielsweise auf dem sehr beliebten "RuhrtalRadweg" gerade bei gutem Wetter sehr viele Fahrradtouristen anzutreffen.
Ausblick
Hinsichtlich überregionaler Radwege weist das Sauerland noch Entwicklungspotenziale auf, denn bis auf den "RuhrtalRadweg" führt kein Fernweg durch das Sauerland. Der Thüringer Wald z. B. verfügt als vergleichbare Mittelgebirgsregion hingegen über eine deutlich bessere Infrastruktur.
Die Deutschland-Tour, das bedeutendste Mehrtagesradrennen in Deutschland mit hochkarätiger internationaler Besetzung, führte 2008 erstmalig durch das Sauerland und bot für die Region die Möglichkeit, intensiv auf sich aufmerksam zu machen.
Weiterführende Literatur/Quellen
• | ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (Hg.) (2008): Die ADFC-Radreiseanalyse 2008. 9. bundesweite Erhebung zum fahrradtouristischen Markt. Berlin | |
• | dwif-Consulting GmbH (Hg.) (2007): Wirtschaftliche Effekte durch die Bike Arena Sauerland. München | |
• | Nordrhein-Westfalen Tourismus e. V. (Hg.) (2007): Fahrradtourismus. Zahlen, Daten, Fakten. Köln (http://www.etracker.de/lnkcnt.php?et=86mMzE&lnkname=INTRANET|05_2007_Fahrradtourismus.pdf&url=http://sl-intra.land-in-sicht.com/content/download/11608/214453/version/1/file/05_2007_Fahrradtourismus.pdf) | |
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Nordrhein-Westfalen Tourismus e. V. (Hg.) (2007): Radroutenplaner-NRW-Umfrage. Köln |
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• | www.bike-arena.de | |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Wirtschaft/Radtourismus_MSL |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Wirtschaft/RuhrtalRadweg |
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www.qualitaet-im-deutschlandtourismus.de |
Erstveröffentlichung 2009