REMONDIS – Wasser- und Kreislaufwirtschaft
"REMONDIS" – das ist weit mehr als "nur" Müllabfuhr! REMONDIS – mit Sitz in Lünen – ist nicht nur Deutschlands größter Entsorgungsdienstleister, sondern weltweit eines der führenden Unternehmen der "Wasser- und Kreislaufwirtschaft", die vor allem angesichts knapper werdender Ressourcen, steigender Rohstoffpreise sowie des Gebotes eines schonenderen Umgangs mit der Umwelt und nachhaltigen Wirtschaftens nötig wurde. Die weltweit erheblichen Gesundheitsprobleme durch verschmutztes Wasser und marode Leitungen sowie die durch Luftschadstoffe, verseuchte Böden und unsachgemäße "Abfallbeseitigung" verursachten Probleme machen zusätzlich deutlich, wie groß weltweit in diesen Bereichen der Handlungsbedarf ist. REMONDIS erkannte dies und betätigte sich deshalb immer stärker auf dem "Markt" der "Wasser- und Kreislaufwirtschaft". Häufig geschieht dies in der Form einer "Public Private Partnership" (PPP), also in Zusammenarbeit mit öffentlichen oder hoheitlichen Partnern.
Unternehmensgeschichte und -entwicklung
Das seit 1934 bestehende, kleine Fuhrunternehmen in Selm wurde zunächst von Josef Rethman geleitet. Mit vier Pferden und fünf Pferdewagen wurden Transporte aller Art durchgeführt, u. a. auch die Abfuhr von Asche und Abfall aus der Zechensiedlung von Selm. 1959 erhielt das Familienunternehmen den Zuschlag für eine "staubfreie" Müllabfuhr in Selm. 1963 wurde die Firma unter den Söhnen Joseph (Spedition) und Norbert Rethmann (Abfallsammlung) aufgeteilt. Aus einem einzigen Sammlungsfahrzeug wurde bis 1969 eine Flotte von 12 LKW – mit 28 Mitarbeitern.
Die Etappen der weiteren Entwicklung des Abfallentsorgungsunternehmens stellen sich wie folgt dar:
• Siebziger, achtziger und neunziger Jahre: Als "RETHMANN KG" (1973) gründet die Firma in der Folgezeit verschiedene Niederlassungen, der Fahrzeugbestand wächst von jetzt an kontinuierlich. Neben der Müllabfuhr Übernahme weiterer Tätigkeitsfelder, z. B. Verwertung tierischer Nebenprodukte (1973), Stadtreinigung von Penrith (Australien) (1982), Kunststoffverwertung und Abwasserreinigung (1983), Datenträgervernichtung (1986), Krankenhausentsorgung, Kompostierung von Grünabfall (1987), Speditionen (1998).
• 1992: Neustrukturierung des Unternehmens. Verschiedene Betätigungsregionen und Sparten erhalten jeweils eigene Management-Abteilungen.
• 1996: Das Unternehmen ist "Global Player" mit weltweit knapp 9.000 Mitarbeitern in mehr als 270 Niederlassungen.
• Seit 2000: weitere Expansionen, sowohl räumlich, u. a. in Asien, aber vor allem auch in Osteuropa, aber auch branchenmäßig, etwa durch die Übernahme von 70% des Geschäftsvolumens der "RWE Umwelt AG" (2004), dadurch Aufstieg zur Nr. 1 in der Kreislaufwirtschaft in Deutschland.
• 2002: Verlegung des Firmensitzes von Selm nach Lünen, wo die Standortfaktoren günstiger sind
• 2005: Umbenennung des Unternehmens in "REMONDIS"
• 2006: REMONDIS wird zum größten Stahlschrottverwerter Deutschlands.
• 2012: REMONDIS ist weltweit an fast 500 Standorten in 29 Ländern vertreten, z. B. in China, Indien, Japan, Taiwan, Bahrain, Australien, Neuseeland und 19 europäischen Ländern. REMONDIS beschäftigt weltweit etwa 28.000 Mitarbeiter, betreut rund 30 Mio. Bürger und unterhält eine Flotte von 7.000 Nutzfahrzeugen. Die Stoffströme umfassen 27 Mio. Tonnen pro Jahr.
Unternehmensstruktur
Die REMONDIS-Gruppe ist in verschiedene räumliche Unternehmenssektionen und insgesamt 15 Spezialgesellschaften gegliedert (Tab. 1). Am Stammsitz in Lünen sind 10 dieser 15 Spezialgesellschaften ansässig, die übrigen haben ihren Sitz in Bottrop (TSR Recycling), Köln (Buchen UmweltService), Düsseldorf (REMEX Mineralstoff), Erftstadt (RETERRA Service) und Moerdijk/NL (REMONDIS Argentia).
In Lünen konzentrieren sich die meisten Aktivitäten von REMONDIS räumlich im "Lippewerk" (Abbn. 2 u. 3). Es umfasst 230 ha Werksgelände, kann einen Hafen am Datteln-Hamm-Kanal nutzen und ist an das Schienennetz angebunden. Autobahnen und der Flughafen Dortmund sind gut erreichbar.
Seit dem 01.06.2012 gilt in Deutschland ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz (s. Beitrag Wittkampf). Die privaten Entsorgungsunternehmen opponieren dagegen, weil es die Interessen der Kommunen stärkt. Letzteren geht es dabei u. a. um die "Wertstofftonnen", denn in Deutschland ist das "Recycling-Geschäft" sehr lukrativ geworden. Immerhin sind hier inzwischen 13% aller Rohstoffe Recyclingprodukte. So wird etwa aus einer Tonne Elektroschrott ca. 50 mal mehr Gold gewonnen als aus einer Tonne Minengestein.
Welche Perspektive sich aus diesem Gesetz für REMONDIS ergeben wird, bleibt abzuwarten.
Weiterführende Literatur/Quellen
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Handelsblatt vom 16.12.2010: "Das unbekannte Imperium aus der Provinz" |
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IT.NRW Information und Technik Nordrhein-Westfalen (Hg.) (2011): Daten zur Abfallwirtschaft in Nordrhein-Westfalen 2009. Statistische Berichte. Düsseldorf (www.it.nrw.de) |
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• | MUNLV NRW Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.) (2009): Abfallwirtschaftsplan Nordrhein-Westfalen, Teilplan Siedlungsabfälle (Entwurf). Düsseldorf | |
• | MUNLV NRW Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.) (2009): Im Abfall steckt viel drin. Kreislaufwirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf | |
• | www.abfall.nrw.de | |
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www.bmuv.de/gesetz/kreislaufwirtschaftsgesetz |
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• | www.lanuv.nrw.de/abfall/abfall.htm | |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Wirtschaft/Abfallaufkommen |
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• | www.remondis.de | |
• | www.umwelt.nrw.de/umwelt/abfall | |
• | www.westfalen-heute.de (-> Abfall) |
Erstveröffentlichung 2012