weitere Autorin: Bernadette Spinnen
Stadtmarketing in Münster – mehr als Werbung!
Inhalt
- Institutionalisierung des Stadtmarketing: Münster Marketing
- Quo vadis Münster? – Der ISM-Prozess
- Es gibt nichts Gutes, außer man tut es
- Citymanagement: Arbeit am Gesicht
- Veranstaltungsmanagement: Stadtraum inszenieren und Geschichte erlebbar machen
- Wissenschaftsbüro: Netzwerkknoten und Kooperationsmanagement
- Stadtwerbung: Profilbildung durch Kommunikation
- Tourismusmarketing – Nutzung der Potenziale als Tourismus- und Kongressdestination
- Herausforderungen und Perspektiven
- Weiterführende Literatur/Quellen
Institutionalisierung des Stadtmarketing: Münster Marketing
• | Citymanagement und Stadtteilmarketing, Veranstaltungsmanagement, Wissenschaftsbüro, | |
• | Tourismus-, Kongressmarketing, Stadtwerbung und Öffentlichkeitsarbeit. |
Münster Marketing steht darüber hinaus auch für den organisierten Dialog mit den Bürgern, allen gesellschaftlichen Gruppen und nicht zuletzt mit allen, die sich mit Münster verbunden fühlen. Ein wichtiges Dialogformat war der Integrierte Stadtentwicklungs- und Stadtmarketingprozess (ISM) in den Jahren 2002 bis 2004, der in den Münsteraner Zukunftsgesprächen fortgesetzt wird.
Quo vadis Münster? – Der ISM-Prozess
Angesichts der erodierenden Funktionen Münsters als "Schreibtisch Westfalens" bestand im strategischen Bereich eine wesentliche Aufgabe darin, eine systematische Zukunftsdebatte als "Integrierten Stadtentwicklungs- und Stadtmarketingprozess (ISM)" zu organisieren. Mit Unterstützung von Professor Heribert Meffert (Institut für Marketing der Universität Münster) wurden unter breiter Einbeziehung der Bürgerschaft und vieler gesellschaftlicher Gruppen innerhalb eines Jahres tragfähige Zukunftsperspektiven für Münster erarbeitet.
Münsters Antwort auf den Strukturwandel ist ein klares Bekenntnis zur Wissenschaft. Der Kern des Münsterprofils besteht aus der besonderen Bildungs- und Wissenschaftslandschaft und der ausgezeichneten Lebensqualität als "Lebenswerteste Stadt der Welt" (2004) (s. Beitrag Hauff), womit gleichzeitig gute Grundlagen für eine positive Wirtschaftsentwicklung gegeben sind. Weitere Profilanker sind das unverwechselbare Stadtbild in Kombination mit den besonderen Qualitäten als Handelszentrum sowie das besondere kulturelle Klima, in dem auch internationale Spitzenleistungen (z. B. Skulpturenprojekte, s. Beitrag Hauff et al.) gedeihen. Orientiert an dem Zukunftsprofil "Wissenschaft und Lebensart" will Münster die Herausforderungen des Standortwettbewerbs meistern und in Zukunft als Regionalhauptstadt europäische Wahrnehmung erreichen.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es
Citymanagement: Arbeit am Gesicht
• | Einrichtung eines "Runden Tisches der Innenstadtkaufleute und Straßensprecher" mit einem gemeinsam verantworteten Marketingbudget, | |
• | Entwicklung und partnerschaftliche Umsetzung eines "Masterplans Licht" für die Altstadt, | |
• | Initiierung und Unterstützung von Stadtteilmarketingprozessen durch Auslobung von Wettbewerben, | |
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Begleitung und Unterstützung der Immobilien- und Standortgemeinschaft Bahnhofsviertel. |
Veranstaltungsmanagement: Stadtraum inszenieren und Geschichte erlebbar machen
• | Mit der Veranstaltungsreihe "Westfälischer Frieden - gestern.heute.morgen" interpretiert Münster seine herausragende historische Rolle als dauerhaften Auftrag für humanitäres und friedenssicherndes Handeln. | |
• | Die "Hansetafel" als Geste der Gastfreundlichkeit verbindet die Hansegeschichte Münsters mit seiner heutigen Stärke als Einkaufstadt. | |
• | Mit der Veranstaltung "Schauraum - Das Fest der Museen und Galerien" wird die Innenstadt bereits seit 1999 zum "Schaufenster" für Kunst, Kultur und Lebensart. | |
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Die Veranstaltungen im Rahmen von "COOLisse" erschlossen die Innenstadt besonders für "Kids" und führten zur Einrichtung einer dauerhaften Kurzzeitbetreuung für Kinder. |
Wissenschaftsbüro: Netzwerkknoten und Kooperationsmanagement
• | Aufbau und Ausbau des Netzwerkes "Stadt der Wissenschaft" (z.B. Vorbereitung einer "Konzertierten Aktion Wissenschaftsstadt Münster"), | |
• | Positionierung und Profilierung der Wissenschaftsstadt nach innen und außen (z.B. Präsentation des Netzwerks auf dem NRW-Tag 2006 mit dem Thema "In Münster dreht sich die Welt um die Wissenschaft"), | |
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Verankerung des Themas Wissenschaft in der Stadtgesellschaft (z.B. Präsentation der Wissenschaftsschiffe im Hafen, Initiierung der Münsterschen Sicherheitsgespräche). |
Stadtwerbung: Profilbildung durch Kommunikation
Die Stadtwerbung entwickelt Kommunikations- und Werbestrategien für eigene Projekte und für Kooperationsprojekte. Einen bisher in Deutschland einzigartigen Ansatz stellt beispielsweise das Projekt "ElternAlarm" dar (Abb. 2). Wer die Wissenschaft in der Stadt zum Zukunftspotenzial erklärt, muss sich auch um die 50000 Studierenden und ihre Angehörigen kümmern. Das Projekt wird getragen von den acht münsterschen Hochschulen, einer Lokalzeitung und Münster Marketing, die gemeinsam die Eltern der Studierenden nach Münster einladen.
Tourismusmarketing – Nutzung der Potenziale als Tourismus- und Kongressdestination
Münster ist mit seinem Stadt- und Tourismusmarketing nicht nur für Münster selber aktiv, sondern auch Partner für das Münsterland. Aufgrund der regionalspezifischen Themen (z.B. Fahrradtourismus, Pferderegion) ist es nahe liegend, dass die touristische Vermarktung in großen Teilen gemeinsam mit dem Münsterland im Sinne eines Regionalmarketings erfolgt.
Herausforderungen und Perspektiven
Stadtmarketing in Münster setzt mit ganzheitlicher Ausrichtung und öffentlich-privaten Partnerschaften auf langfristige Arbeit an der Stadtidentität und am Stadtprofil statt auf kurzfristige und austauschbare Events. Wie eine aktuelle Würdigung des Münsteraner Ansatzes durch das Deutsche Institut für Urbanistik und die Prämierung des Projektes "Eltern-Alarm" beim Wettbewerb "Land der Ideen" beispielhaft zeigen, ist das Stadtmarketing in Münster damit auf einem guten Weg. Die Herausforderungen des Standortwettbewerbs werden weiterhin verstärkte Anstrengungen erfordern, um Münster als Stadt des Wissens und der Bildung mit einer besonderen Lebensart zu entwickeln und zu profilieren.
Weiterführende Literatur/Quellen
• | Hauff, T. (2003): Braucht Münster ein neues Image? Empirische Befunde zum Selbst- und Fremdbild als Grundlage eines Integrierten Stadtentwicklungs- und Stadtmarketingkonzeptes. In: Bischoff, C. und C. Krajewski (Hg.): Beiträge zur geographischen Stadt- und Regionalforschung. Festschrift für Heinz Heineberg. Münster, S. 43-56 | |
• | Hauff, T. (2005): Quo vadis Münster? Zukunftsorientierungen und Entwicklungsperspektiven. In: Karliczek, R. und U. Richard-Wiegandt (Hg.): Münster und seine Stadtteile - 30 Jahre kommunale Neugliederung. Münster, S. 234-238 | |
• | Meffert, H. (2006): Stadtentwicklung und Stadtmarketing. Münster im Spannungsfeld zwischen Tradition und Fortschritt. Münster (Dankesrede anlässlich der Überreichung der Paulus Plakette am 08.09.2006) | |
• | Spinnen, B. (2004): Ins rechte Licht gerückt - Stadt- und Tourismusmarketing in Münster. In: Landgrebe, S. und P. Schnell: Städtetourismus. München, S. 331-340 | |
• | Spinnen, B. und T. Hauff (2006): Münster - Kommunikation, Kooperation und Strategie - Stadtmarketing als langfristige Arbeit am Stadtprofil. In: Birk, F., B. Grabow und B. Hollbach-Grömig (Hg.): Stadtmarketing - Status quo und Perspektiven. Berlin, S. 115-138 (= Difu-Beiträge zur Stadtforschung, Nr. 42) | |
• | Stadt Münster - Münster Marketing (2005): Geschäftsbericht 2004. Münster | |
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Stadt Münster - Münster Marketing (2006): Geschäftsbericht 2005. Münster |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Bildung_Kultur/Skulptur_Projekte |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Siedlung/Lebenswerteste_Stadt |
Erstveröffentlichung 2007